Hamburgs grandiose Treppenhäuser, 2. Teil: Die Jagd geht weiter!
Auf meinen Streifzügen durch Hamburg habe ich wieder ein paar Türen geöffnet, hinter denen ich schöne Treppenhäuser vermutete. Und ja, ich habe weitere Schätze gehoben (in diesem älteren Blogpost findet Ihr ebenfalls Beispiele für grandiose Hamburger Treppenhausarchitektur). Weitergeholfen hat mir dieses Mal übrigens auch ein antiquarischer, über 20 Jahre alter Bildband: “Hamburger Treppenhäuser” von Bernd Allenstein und Michael Pasdzior. Die Druckqualität der Fotos ist zwar nicht besonders, doch das Werk beweist: Treppenhaus-Fotografie ist ein altes Hobby, das schon vor Instagram seine Blüten trieb… Also: Keine Schwellenangst! Fast alle der hier aufgeführten Schönheiten sind während der Woche frei zugänglich und warten nur darauf, von Euch bewundert zu werden!
Asia Haus
Dieses Treppen-Highlight findet Ihr auf der Willy-Brandt-Straße. Das Gebäude mit der Hausnummer 49 sieht von außen wenig spektakulär aus. Dafür zeigt sich im Innern wunderschöner Jugendstil-Dekor mit Lichthof und verschnörkelten Balustraden. Der Bauherr, Theodor Lind, trieb, wie der Name des Gebäudes verraät, Handel in Asien – als Gewürzhändler. Kontorhäuser wie das Asia Haus gab es zwar schon lange, doch erst Ende des 19. Jahrhunderts bauten die Hamburger auch Gebäude wie dieses, in denen neben der eigenen Firma auch andere Unternehmen Bürrofläche anmieten konnten – ein aus den USA importiertes Prinzip.
— Willy-Brandt-Straße 49
Alstertor
Auch in der Nähe des Thalia-Theaters versteckt sich ein beeindruckendes Treppenhaus: Lauft über den Gerhard-Hauptmann-Platz. Am Ende begebt Ihr Euch auf die Alstertor-Straße, auf der Ihr zu Eurer Rechten das weiße Haus des Thalia-Theaters, eine der größten Bühnen Hamburgs, passiert. An der Kreuzung davor steht das „Haus Alsterthor“, ein weiteres mächtiges – Ihr könnt es Euch bereits denken – Kontorhaus. Im Erdgeschoss befindet sich u.a. „Dr. Götze“, ein toller Buchladen mit Spezialisierung auf Landkarten und Reiseführer. Der Haupteingang rechts davon führt in ein turmartiges, außergewöhnlich lichtesTreppenhaus mit allerfeinsten Drechsel- und Schnitzarbeiten. Eine echte Perle!
– Alstertor 14 / Google Maps
Das Alte Klöpperhaus
Das Alte Klöpperhaus am Rödingsmarkt wurde von den Architekten Lundt & Kallmorgen zwischen1902 und 1904 erbaut. Auch hier spendet ein toller Lichthof Tageslicht und scheint auf eine Treppe, die sich mit Ornamentschmuck und hölzernem Handlauf Etage für Etage nach oben schwingt. Wer nach unten schaut, mag meinen, er blicke in einen Swimming-Pool. Wunderschön ist auch der Pflanzenschmuck am Geländer. Fasst auch ruhig einmal den Handlauf an – es handelt sich hier um herrlich weiches, über hundert Jahre lang in Würde gealtertes Holz… Gibt es etwas Schöneres? In dem Gebäude befinden sich heute die Räumlichkeiten eines tollen Co-Working-Spaces. Wer also noch einen Schreibtisch zum Arbeiten benötigt…
– Rödingsmark 9
Mönckeberghaus
Das Mönckeberghaus liegt auf halbem Weg zwischen Hauptbahnhof und Rathaus. Als es 1909 erbaut wurde, entsprach seine moderne Ausstattung dem neusten Schrei. Im Hausprospekt war zu lesen: “Das Gebäude erhält (…) Marmortreppen, einen Paternoster-Fahrstuhl sowie einen elektrischen Personen- und Lastenaufzug mit elektrischer Drucktastensteuerung. Ferner erhält das Gebäude elektrische und Gas-Licht-Leitungen sowie eine in allen Räumen von den Mietern selbst regulierbare Zentral-Warmwasser-Heizung.” Bis heute erahnt man die frühe moderne Eleganz, wenn man die gold-metallischen Treppenstäbe im Stil der Wiener Werkstätten sieht, die sich in elegantem Schwung das Treppenhaus emporschwingen.
— Gertrudenkirchhof 1
Stubbenhuk
Zum Glück blieb das Kontorhaus mit dem ulkigen Namen während des 2. Weltkriegs fast unbeschädigt, obwohl es unmittelbar am Hafen liegt und somit in einem Gebiet, das durch Bombenangriffe fast vollständig zerstört worden ist. Wie ein dunkler Solitär aus Backstein ragt es mit seinen exzentrischen roten Fensterrahmen neben dem Verlagsgebäude von Gruner & Jahr in die Höhe. Im Innern führt die Treppe mit dem reich verzierten, hölzernen Geländer um ein quadratisches Auge empor. Auf einer Etage befindet sich übrigens auch die Henri-Nannen-Schule, in der ich das journalistische Handwerk gelernt habe, um dann für einige Jahre nebenan in der Redaktion des GEO-Magazins als Text-Redakteurin zu arbeiten. Ich kenne dieses Treppenhaus also schon etwas länger…
— Stubbenhuk 10
Laeisz Hof
An der Trostbrücke könnt Ihr den großartigen Laeisz Hof besichtigen, ein für Hamburg typisches Kontorhaus der älteren Variante. Gebaut wurde der Laeisz-Hof 1897-98 vom Hamburger Reeder Carl Laeisz, dessen Segelschiffe stets mit P begannen: Padua, Pommern, Peking, Passat … Das Treppenhaus des Gebäudes gehört mit seinen gusseisernen Säulen, floralen Ornamenten und schnörkeligen Galerien zu den schönsten der Stadt, wie ich finde. Noch dazu könnt Ihr hier in einem der letzten intakten Paternosteraufzüge Hamburgs eine Runde drehen.
– Trostbrücke / Google Maps
Holstenhof
Wer den Holstenhof betritt, wird beinahe erschlagen von den blumigen Jugendstilornamenten der herrlichen Wandfliesen und den verschlungenen schmiedeeisernen Treppengittern. Aber es ist ein wirklich lohnenswertes K.O., das man sich hier einfängt! Achtet unbedingt auch auf den Entenkopf, der unten am Beginn des Handlaufes hervor ragt. Auch hier hat sich ein Coworking Space eingerichtet.
– Kaiser-Wilhelm-Str. 83-87
Montanhof
Der Montanhof ist ein wahnsinnig schöner Klinkerbau im Herzen von Hamburgs berühmtem Kontorhausviertel. Er entstand in der Zeit zwischen 1924 und 1926 und wirkt mit seiner gezackten Form fast wie ein Kristall aus Backstein (bzw. Oderburger Klinker, wer’s genau wissen will…). Mich begeistert aber nicht nur das Äußere, sondern ebenso das repräsentative Treppenhaus mit seiner goldenen Schiffsglocke im Erdgeschoss und den gleich zwei miteinander verbundenen Treppenschnecken, die sich über neun Stockwerke in die Höhe winden.
— Kattrepel 2
Wrangel-Haus
Dieses fast gemütliche Treppenhaus findet Ihr am Jungfernstieg und es erinnert ein wenig an die Dielen althamburger Bürgerhäuser: holzverkleidete Wände, rötlich-braune Terrakotta-Fliesen, grüne Kacheln. Fehlt nur noch ein prasselndes Kaminfeuer.
— Jungfernstieg 69
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