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Foto-Zeitreise in Schwarzweiß: So sah Hamburg in den Siebziger Jahren aus

Ich bin vor einiger Zeit auf eine großartige Flickr-Galerie gestoßen, die interessante alte Straßenfotografie aus Hamburg zu Beginn der 1970er Jahre zeigt. Ich bin wirklich neugierig. Also habe ich den Mann ausfindig gemacht, von dem die Fotos  stammen. Heinrich Klaffs begann schon als Jugendlicher, mit seiner Kamera durch Altona und St. Pauli zu streifen, zu einem Zeitpunkt, zu dem ihn sein trockenes Studium an der Universität immer mehr frustriert habe, wie er mir erklärte. Er war so nett, mir ein wenig mehr über seine Stadtwanderungen zu erzählen… 

FOTOS: HEINRICH KLAFFS; TEXT: SUSANNE KRIEG

Fischmarkt Altona

Heinrich erzählt zu diesem Bild, dass der Fisch damals, als diese Fotografie entstand, noch super frisch war und direkt von den Kuttern am alten Fischmarkt angeliefert wurde, wo die Möwen über den Abfällen kreisten und nachts auf der Straße nach Neumühlen die Prostituierten froren. Dieses Bild entstand in der neueren Markthalle weiter unten an der Großen Elbstrasse. Wir Einheimischen nennen sie den “echten” Fischmarkt, denn hier werden wirklich noch überwiegend Meeresfrüchte feil geboten, hier kaufen bis heute lokale Restaurants und Geschäfte ihre Lebensmittel ein. Doch dieses unbekanntere Fischuniversum Hamburgs wird von Touristen weniger frequentiert als das Pendant am Fähranleger. Kein Wunder – sind die Hallen doch weit weniger pittoresk als die legendäre Fischauktionshalle aus dem 19. Jahrhundert. 

Die Mädchen im Hinterhof von St. Pauli

Ich liebe dieses Bild der beiden kleinen Damen in ihrer besten Sonntagskleidung. Ihre identischen Röcke sind doch wirklich herrlich. Heinrich kannte die Mädchen nicht persönlich. Er wanderte damals gerne am Wochenende durch die Hinterhöfe und fotografierte, was ihm über den Weg lief. Dieses Bild wurde im Karolinenviertel, einem Teil der Sternschanze aufgenommen..

Picknick am Elbufer

Diese Idylle aus Picknickgruppe und VW-Käfer ist eine Momentaufnahme, die Heinrich an der Elbe fotografiert hat. Hach, man möchte sich doch einfach mit einem Butterbrot dazu setzen, ein Bierchen trinken und dabei ein Kreuzworträtsel aus der Hörzu lösen… PS: Gibt es die Hörzu eigentlich noch?!

Kaschemmen am Zeughausmarkt in St. Pauli


Eine Szene, aufgenommen am Zeughausmarkt, einem Platz zwischen Michel und Heiligengeistfeld (St. Pauli). Heute findet man an diesem Standort keine schäbig aussehenden Kneipen mehr, sondern überwiegend moderne Hotels und Büros.

In einer sozialen Einrichtung von Altona

Dieses Bild gehört für mich zu den erstaunlichsten, die Heinrich gemacht hat: Denn es zeigt einen Ort in Altona, in dessen unmittelbarer Nähe ich heute wohne und der in all den Jahrzehnten eine tiefgreifende Wandlung durchgemacht zu haben scheint. Er befindet sich in einer ehemaligen Militärbaracke namens Viktoria Kaserne an der Eggerstedtstraße. Heute beherbergt diese Kaserne Studios und Ateliers für Künstler, Designer, Architekten, Fotografen, Filmemacher und Illustratoren. Zu der Zeit, als dieses Bild aufgenommen wurde, war es ein Heim für mittellose Familien, vermutlich diente es auch als Auffanglager für Auswanderer und Flüchtlingsfamilien nach dem Krieg. Leider kann sich Heinrich nicht genau an die Familie auf dem Foto erinnern. Er sagt, er traf die Kinder in der Halle des Gebäudes und so landete er schließlich bei ihrer Mutter in der Küche.

Filmdreh zum Kultfilm “Rocker”

Kennt Ihr den Kultfilm “Rocker” von Regisseur Klaus Lemke? Dieser legendäre Film aus dem Jahr 1972 ist eine Ode an St. Pauli und die Reeperbahn und zeigt ein paar harte Jungs aus dem echten Leben, die Lemke, der bis heute gern mit Amateurschauspielern arbeitet, für diesen Film engagierte. Heinrich erlebte die Dreharbeiten zur Eröffnungsszene, in der der Protagonist Gerd von seiner Bande “The Bloody Devils” aus dem Gefängnis entlassen wird. Wer den ganzen Film sehen möchte, sollte das Programm des 3001 Kino in der Sternschanze im Auge behalten. Dort wird der Streifen hin und wieder noch gezeigt. Doch Achtung: Die Vorführung ist jedes Mal eine einzige große Party, bei der das Publikum Bier trinkt und die Dialoge auswendig mit grölt…  Hier ist ein Link zum kompletten Film auf YouTube

Hamburger Hafen: Ein Zirkus wird verschifft

Ein Zirkus geht auf Reisen. Heinrich erzählt, der junge Kerl mit dem Tiger an der Leine hatte nur noch einen Arm… Ich frage mich nicht wirklich, warum.

Galopper Derby 

Hier seht Ihr ein Galopper Derby, das Heinrich im Auftrag des Hamburger Abendblatts fotografierte. Heinrich erzählte mir, dass er später anfing, regelmäßig für lokale Zeitungen zu arbeiten. Irgendwann hörte er auf zu fotografieren und wurde Schreiber. Nach Polizeiberichten für das Hamburger Abendblatt wurde er schließlich Redakteur bei der MOPO (Hamburger Morgenpost), einer weiteren Lokalzeitung, bei der er 21 Jahre lang blieb. Heute fotografiere er nicht mehr und meint, dass einer der Gründe dafür sei, dass er wohl nicht mehr neugierig genug sei – wahrscheinlich, weil der Journalismus sich inzwischen in Fließbandarbeit verwandelt habe, wie er sagt. Ich bin selbst Journalistin und muss sagen, dass das teilweise durchaus stimmt! Leider.

Wenn Ihr mehr von Heinrich Klaffs Bildern sehen wollt, besucht seine tolle Flickr Gallerie!

PS: Wenn Ihr ebenfalls interessante Fotografien aus Hamburgs Vergangenheit habt, meldet Euch gern bei mir (E-Mail schreiben)! Ich zeige so etwas immer gern auf meinem Blog oder meinen Instagam-Accounts @frau_elbville und @elbville_timetravel!

 

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hallo

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