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Bars, Gastro, Mode und urbane Kunst: Über ein verstecktes Gassen-Kleinod im Windschatten der Reeperbahn

Geheimtipp für St. Pauli: In einem Straßenzug zwischen Millerntor und Reeperbahn ist in den vergangenen Jahren eine Perlenkette aus gemütlichen Bars, Cafés, erstklassigen Restaurants, charmanten Läden und urbaner Kunst entstanden – mitten drin und doch irgendwie weit ab vom schrillen Trubel auf dem Kiez. Was die Beatles und eine alte Ente mit dieser Ecke zu tun haben und warum Ihr unbedingt mal vorbei schauen solltet, erfahrt Ihr hier – begleitend zur 38. Postkarte des Elbville-Förderabos!


FÜR KURZE ZEIT IST DER BEITRAG AUCH FÜR NICHT-FÖRDERMITGLIEDER ABRUFBAR!

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Parallel zur Reeperbahn hat sich eine charmante Ausgeh- und Laden-Enklave entwickelt, die der Schanze oder dem Karoviertel Konkurrenz macht: Bloß zwei Blocks von Hamburgs Partymeile entfernt verläuft die gemütlich-entspannte Paul Roosen- und anschließende Clemens Schultz-Straße, benannt nach einem mennonitischen Gerbereibesitzer und einem Pastor, der einst die moderne kirchliche Jugendarbeit und -fürsorge begründete. Geschichtsträchtig ist der Ort aber auch, weil in der Paul Roosen-Str. unter Hausnummer 33 im Jahr 1960 die Beatles gewohnt haben, als sie ihre ersten Konzerte in Hamburg gaben. Doch natürlich gibt es hier noch viel mehr zu entdecken:

1. Die Affenfaust-Galerie

Die Affenfaustgalerie hat sich als größte private Galerie Hamburgs auf Urban Art und zeitgenössische Kunst spezialisiert und arbeitet mit lokalen sowie internationalen Künstlerinnen und Künstlern zusammen. Neben ihren eigenen Räumen nutzt die Galerie auch öffentliche Plätze oder stillgelegte Industriebauten für Ausstellungen. Seit Kurzem könnt Ihr die neue Jahresausstellung „KNOTENPUNKT23“ bewundern. ⁣Im Zentrum steht eine große Gruppenausstellung, deren Ziel es u.a. ist, Kunst zu erschwinglichen Preisen anzubieten. Kleiner Zusatztipp: Rund um die Affenfaust, in der sich früher mal ein Aldi befand, könnt Ihr auch eine sich stetig verändernde Freiluftgalerie aus Graffiti bestaunen.

Paul-Roosen-Straße 43, Website / Google Maps

2. St. Pauli Archiv

Gleich auf der anderen Straßenseite findet ihr das „St. Pauli Archiv“. Schon seit 1987 dokumentiert diese Institution Geschichte und Gegenwart des Stadtteils und macht sie greifbar – in einer umfangreichen Büchersammlung, einer Presseausschnittssammlung und in alten Fotos. Nehmt an einem der Rundgänge teil, besucht eine der Veranstaltungen oder Ausstellungen. Bei Bedarf gibt’s auch Recherchehilfe. Damit St. Pauli und seine Geschichte(n) unvergessen bleiben!

Paul-Roosen-Straße 30, Website / Google Maps

3. Der Krug

Ich behaupte ja immer, der Krug  hat was von  St. Tropez – mit seinem grünen Geranke und der Ente, die quasi als Dauerparkerin vor ihm abgestellt ist und im Sommer zum Tisch umfunktioniert wird. Südfranzösisches Flair hin oder her – der Krug ist eigentlich immer eine gute Idee! Essen aus der offenen Küche, 40 Plätze auf Teakstühlen und Holzbänken, die noch aus der Linie S 1 stammen, gemütliches Ambiente mit Kerzen, Blumen in Weinkrügen und Porzellan-Untersetzern aus Omas Schrankwand.  Je drei Vor- und Hauptspeisen mit Fisch, Fleisch oder vegetarisch, Suppe und Dessert, Salate und Käseplatte stehen auf der häufig wechselnden Karte – das Essen ist oftmals pfälzisch angehaucht. Für jeweils die Hälfte der Plätze werden Reservierungen angenommen, die anderen 50 Prozent können von spontanen Gästen besetzt werden. Gleich nebenan wohnten in den 60ern übrigens niemand geringeres als die noch blutjungen Beatles, als sie ihre ersten Konzerte in Hamburg gaben.

Paul-Roosen-Straße 35, Website / Google Maps

4. Das Ginst

Gemütliche Sofas, urwaldähnlicher Bewuchs in Form von Monstera & Co., schummriges Licht, feine Drinks, Shots, aber auch die guten alten Knollen — hinter dem Ginst stecken Nick und Nina, die auch das Kraweel betreiben, das nur ein paar Meter weiter zu finden ist und hier später noch erwähnt werden soll. Diese heimelig-schicke Bar an der Ecke Paul-Roosen-Straße/Am Brunnenhof hat das Zeug zur Stammkneipe. Ich setzte immer hinten links.

Paul-Roosen-Straße 28, Google Maps

5. Das Haebel & die XO Seafoodbar

Sterneküche auf St. Pauli? Ja, richtig gehört! So gut wie gegenüber vom Ginst blicken wir bei Fabio Haebel und seinem gleichnamigen Restaurant durch die Scheibe. Die 5-Gänge-Menüs des kleinen, aber feinen Etablissements werden auf allerhöchstem Niveau zubereitet – und nur 14 Personen haben im Haebel Platz, um sie zu genießen. Seit 2023 ist das Restaurant mit nachhaltigem Ansatz im Guide Michelin mit einem Stern vertreten – einen Dresscode gibt es dennoch nicht. Zur Auswahl stehen jeweils zwei Menüs: „Flora“ und „Fauna“ der Region – ersteres ist komplett vegetarisch! In fast direkter Nachbarschaft zum Ginst serviert Fabio Haebel in einem weiteren Restaurant, ebenfalls klein und blau angestrichen, erstklassiges Essen: Seafood aus nachhaltigem, ressourcenschonendem Fang oder aus der Zucht, flankiert von Bio-Gemüsen aus der Umgebung. Und das sogar zu halbwegs akzeptablen Preisen.

Haebel: Paul-Roosen-Straße 31, Website / Google Maps

XO Seafoodbar: Paul-Roosen-Straße 22, Website / Google Maps

6. Blütenpracht

Jetzt kommt bald die dunkle, vielleicht auch graue Jahreszeit… Grund genug, sich ein wenig Farbe in die Wohnung zu holen. Die gibt’s in floraler Fülle bei „Blütenpracht“. Ich liebe die  wirklich hübschen Gestecke und Sträuße mit ihrem gewissen Etwas – jeder für sich ein kleines Kunstwerk. Ein weiterer Blickfang: Hängende Pflanzen überall. Und in der Vorweihnachtszeit kann man hier die kreativsten Adventskränze aus Blumen kaufen, die ich kenne. Gern auch in Neon oder komplett schwarz.

Paul-Roosen-Straße 12, Website / Google Maps

7. Der Kunstkiosk

Egal ob Geburtstag, Taufe, Jahrestag oder einfach nur als Souvenir – im Kunst Kiosk werdet ihr fündig, wenn ihr auf der Suche nach schönen Geschenken seid, die nicht von der Stange oder aus der Massenproduktion kommen. Im Laden können Künstler:innen und Designer:innen Regale mieten und ihre eigenen handgefertigten Produkte anbieten. Nicht wenige Artikel haben einen Hamburg-Bezug. Das Sortiment ist ein schönes und schrilles Potpourri  und wechselt ständig. Nahezu durchgängig bekommt man hier Postkarten, Magnete, Wohnaccessoires, Bücher, Kinderspielzeug und schönen Schmuck.

Paul-Roosen-Straße 5, Website / Google Maps

8. Das Kraweel

Vor dem Ginst kam das Kraweel: Beide Adressen haben die gleichen Besitzer, das merkt man auch ein wenig daran, das in beiden Läden Tische, Stühle und Sofas  charmant  zusammengesammelt sind. Während das Ginst jedoch eine Bar ist, duftet es im Kraweel nach Kaffee und selbst gebackenem Kuchen. Das Frühstück kann ich ebenso sehr empfehlen  – in Groß und in Klein. Salate, Focaccia und mehrere Abendbrot-Variationen gibt es außerdem im Angebot. Und woher stammt der sonderbare Name? Von  einem glatt beplankten Schiffstypen aus dem Mittelalter. Tipp: So lange es möglich ist, draußen sitzen!

Paul-Roosen-Straße 6, Website / Google Maps

9. St. Pauli Office

Ich wißtl ja vielleicht, dass ich seit kurzem auch einen eigenen Photo Walk über St. Pauli anbiete. Aber, hey, das St. Pauli Office versteht auch etwas von Stadtführungen! Spezialität: Kieztouren. Alle Touren werden dabei von Anwohner:innen geführt. Und die lieben ihren Stadtteil und wollen das einmalige Flair mit anderen teilen. Hier könnt Ihr das Programm abrufen. Im Laden selbst findet Ihr jede Menge kaufbare Hamburgensien – von Büchern, Spielen bis hin zu Kartenspielen, Magneten und Postkarten.

Wohlwillstraße 1, Website / Google Maps

10. Rosenblatt & Fabeltiere

Aus diesem Laden kann ich einfach nicht hinaus gehen, ohne etwas gekauft zu haben. Irgendetwas Hübsches finde ich immer. Und man unterstützt auch noch ein tolles Projekt. Rosenblatt & Fabeltiere verbindet Design, Nachhaltigkeit und Inklusion. Zur Zeit arbeiten im Projekt 18 Menschen mit psychischen Handycaps, vielen Talenten und Freude an Design, Produktion und Verkauf von Mode und Accessoires. Der Großteil des Sortiments besteht aus fair gehandelten und Bio-Textilien, vieles selbst produziert. Alle erzielten Gewinne fließen in das Projekt zurück! Einfach toll.

Clemens-Schultz-Straße 43, Website / Google Maps

11. Kokomo Noodle Club

Ramen  – ich könnte sie eigentlich jeden Tag essen. Und zum Nachtisch ein Franzbrötchen. Besonders lecker bekommt die japanische Suppe im Kokomo in der Clemens-Schultz-Straße. Kokomo, manche ahnen es vielleicht, ist dabei kein japanisches Wort: der Begriff entstammt dem gleichnamigen Song der Beach Boys. Vergeblich sucht man auch die japanischen Wurzeln in den Stammbäumen der Betreiber, die bereits vor zwei Jahren das nebenan gelegene Burger-Restaurant „Grilly Idol“ eröffnet haben – das ebenfalls eine eindeutige Empfehlung ist (bitte probiert dort mal die Trüffel-Mayo)!

Clemens-Schultz-Straße 41, Website / Google Maps

12. Feinkost Schnalke

Eine gewisse Arroganz, die manchen Delikatessenläden innewohnt, kommt bei Feinkost Schnalke nicht in die Tüte. Stattdessen: selbst gemachte Marmeladen, Kiez-Charme, gute Weine und gute Laune. Morgens gibt’s 1A belegte Brötchen (auch als Halbe),  Mittags ehrliche Gerichte in Form von Hausmannskost, dazu ein frischer Strauß Blumen – und abends verwandelt sich der Laden dann in eine lauschige Bar, die inzwischen so etwas wie Kultstatus besitzt. Achtung, am Wochenende wird’s auch auf dem Bürgersteig vor dem Eingang schon mal eng.

Clemens-Schultz-Straße 31, Website / Google Maps

Liebe Elbville-Förder-Fördermitglieder, die Postkarte #38 könnt Ihr Euch wie immer hier herunter laden! Liebste Grüße und ein riesiger Dank für Euren Support! ❤️ Eure Frau Elbville

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