Staycation in Hamburg: Wo ich in meiner eigenen Stadt Urlaub mache
Man kann ja nicht immer verreisen… Muss man auch nicht. Zumindest, wenn man in Hamburg wohnt. Hier ist die Ferne ganz nah, eine U-Bahnfahrt oder ein paar Minuten mit dem Fahrrad genügen meist schon, um sie zu erreichen. Eine „Staycation“ in Hamburg ist eine feine Sache, noch dazu eine erschwingliche. Kein Stau, keine Flugverspätung. Stattdessen: Stoppover in der eigenen Stadt. In Hamburg finden sich schließlich genügend Orte, an denen Urlaubsfeeling angesagt ist. Hier kommen meine Tipps für die besten innerstädtischen Reisedestinationen.
TEXT & FOTOS: SUSANNE KRIEG
Auf dem Sonnendeck
Einfach mal hinsetzen und genießen, den Enten, Blesshühnern und Ruderern zugucken und sonst gar nix machen – außer vielleicht ein kühles Bier trinken und dazu den besten Flammkuchen in Hamburgs Süden essen… Wo, bitte, geht das besonders gut? Wenn Ihr mich fragt, im Biergarten „Zum Anleger“, der sich hinter dem Vogelhüttendeich am Ernst-August-Kanal in „Wild Wilhelmsburg“ versteckt! PS: Ein Kanuverleih gehört auch zu diesem kleinen Liegestuhl-Paradies.
→ STANDORT: Vogelhüttendeich 123, 21107 Hamburg I Website / Google Maps .
Hanami, die Schönheit der blühenden Kirschbäume
Der Frühling ist die beste Zeit, um nach Japan zu reisen. Der schnellste Weg führt an die Alster, denn dann erblühen hier wie im Land der aufgehenden Sonne Zierkirschen, rund 5000 sind es inzwischen. Denn seit 1968 hat die japanische Gemeinde für jeden in Hamburg lebenden Japaner einen Kirschbaum gepflanzt und richtet noch dazu als Dank für die Gastfreundschaft der Stadt alljährlich im Mai ein Kirschblütenfest aus. Höhepunkt ist das herrlichste Feuerwerk des Jahres. Aber auch in den Wochen davor und danach lässt es sich mit Take-Away-Sushi und Sake wunderbar „Hanami“ feiern: die Schönheit der blühendenden Kirschen – die wohl großartigste kleine Auszeit des Jahres.
→ STANDORT: Binnen- und Außenalster / Google
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Wo Hamburg skandinavisch ist
Hätte es den Deutsch-Dänischen Krieg 1864 nie gegeben, wäre Altona vermutlich immer noch Dänemarks zweitgrößte Stadt nach Kopenhagen. Den Landesgrenzverlauf kann man bis heute z.B. am Schulterblatt in der Sternschanze sehen, wo im Boden eingelassene Steine mit einem A (Altona = damals dänisches Ausland) und H (wie Hamburg) zu erkennen sind. Wer mal darauf achtet, entdeckt immer wieder Spuren der dänischen Vergangenheit: Da ist z.B. der Schleichweg vom Kleinen Schäferkamp zur Haltestelle der U3, der „Dänenweg“ heißt; der alte Grabstein im Wohlerspark (früher mal ein Friedhof), auf dem „Militair-Gravsted for den tidligere Danske Garnison i Altona” zu lesen ist; das Zollhaus mit der dänischen Flagge in der Klopstockstraße; die Struenseestraße, benannt nach dem Reformer und Liebhaber der dänischen Königin, der seine Karriere als Arzt in Altona begann und in „Die Königin und der Leibarzt“ von Mads Mikkelsen gespielt wird:
Am meisten macht sich das skandinavische Erbe aber in den vielen, alten, meist kleineren Häusern mit den bunten Fassaden bemerkbar. Weswegen ich mir zuweilen vorkomme wie auf einem Citytrip nach Kopenhagen, meiner zweitliebsten Stadt nach Hamburg. Übrigens gibt es hier einen kleinen Beitrag vom NDR, in dem ich ein paar meiner Lieblingsorte zeige – und die Häuser von Övelgönne (wie Ihr oben eines seht) kommen auch darin vor! Hier geht’s zum Video.
→ STANDORT: Altona / Ottensen I Google-Maps
Die Füße im Sand, das Bier in der Hand…
… und die hupenden Kreuzfahrtschiffe fest im Blick! Wenn man abends an der Elbe sitzt, zum Beispiel an der Strandperle, fragt man sich manchmal in der Tat, wer hier wohl mehr zu beneiden ist – die Kreuzfahrer, die den Hamburgern huldvoll von den Balkonen zuwinken, während ihr Schiff durch die Elbe gleitet, um irgendwann nach Spitzbergen oder über den Atlantik in See zu stechen? Oder die Hamburger, die mit einem Bierchen am Wasser sitzen und brav zurück winken… Für mich ist die Antwort klar. Wer braucht schon eine beengte Kabine auf einem – pardon – schwimmenden Wohnsilo, wenn man auch am feinen Sandstrand von Övelgönne sitzen kann?!
→ STANDORT: Elbstrand I Google Maps
Leuchtturmliebe
42 Meter hoch, rot-weiß gestreift (äh, bevor die Sprayer kamen), ein weißes Stahllaternenhaus: so steht er an der Elbe, der Blankeneser Leuchtturm. Schon immer waren Leuchttürme für mich der Inbegriff von Ferien am Meer. Zum Glück muss ich als Hamburgerin gar nicht erst an irgendeine Küste reisen. Es reicht, dass ich mich auf mein Fahrrad schwinge und ein paar Kilometer hinaus nach Blankenese fahre, um Urlaubssignale zu empfangen.
→ STANDORT: Strandweg I Google Maps
Die Sommer Deiner Jungend
Der Geruch von Sonnencreme, Pommes und Bratwurst hängt in der Luft. Dazu ertönt das Klacken der Pingpong-Bälle auf Tischtennisplatten, hin und wieder lautes Platschen und Johlen von einer 1A Katapult-Arschbombenrutsche. Das Freibad in Finkenwerder erinnert mich an die Schwimmbadbesuche meiner Teenie-Jugend. Nur dass wir früher, dort, wo ich wohnte, keinen Elbblick mit vorbeiziehenden dicken Pötten hatten… Den gibt es nämlich drüben, am anderen Elbufer in Finkenwerder. Wellness-Schickimicki wird man hier dafür nicht finden – weshalb dieses Freibad wohl auch nicht so überlaufen ist wie etwa das Kaifu in Eimsbüttel. Noch ein wesentlicher Pluspunkt: Man braucht sich nicht mit all den durchtrainierten Astralkörpern und Instagram-Models in Mini-Bikinis zu messen. Hier ist alles wohltuend unprätentiös. Ach ja, und schon bei der Anreise per Fähre ab Fischmarkt oder Landungsbrücken switcht man sofort in den Urlaubsmodus, sobald einem an Deck eine kühle Brise ins Gesicht weht…
→ STANDORT: Finksweg 82 I Website I Google Maps
Die Karibik von St. Pauli
Oben auf dem Pinnasberg haben Künstler ein kleines Stück Karibik für Hamburg geschaffen. Das Kunst- und gesellschaftspolitische Projekt in St. Paulis Antonipark wurde nach langem Tauziehen im Sommer 2005 realisiert. Mit den Plastikpalmen und den wellenförmigen Rasenflächen ist der „Park Fiction“ seitdem zu einem urbanen Naherholungsziel geworden, an dem man Schiffe, Kräne und Basketballspieler beobachten kann. Irgendein mitgebrachter Ghettoblaster sorgt außerdem immer für den richtigen Soundtrack.
→ START: Antonistraße I Website I Google Maps
Urlaubsfeeling auf dem Disco-Boot
Und wenn’s dann doch mal eine kleine Kreuzfahrt sein soll, empfehle ich Frau Hedi’s Tanzkaffee. Was nach Filterkaffee und Sahnebaiser klingt ist das genaue Gegenteil. Wenn diese Barkasse ablegt, geht’s rund: die Diskokugel glitzert, das Bier steht bereit und glückliche Verrückte tanzen zu lauter Musik aus schlechten Lautsprechern. Zu Sixties Soul, Hula Punk, serbischer Blasmusik, finnischem Tango, Zigeuner Swing, Latin Hubschrauber Soul oder Shoegazer Pop schippert die Hedi (manchmal auch ihre Schwester Claudia) durch den Hamburger Hafen, vorbei an Trockendocks, Schleusen, Tankern, Kränen und Elbphilharmonie. Und wenn dir dann auch noch ein Hauch von Diesel in die Nase steigt und du dich selig an deinem Getränk fest hälst, dann geht Dir nur noch ein Gedanke durch den Kopf: Manchmal ist das Gute doch einfach verdammt nah!
→ START: Boarding: Brücke 10, St. Pauli Landungsbrücken I Website I Google Maps
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Moin! Ich bin Frau Elbville aka Susanne Krieg und auf diesem Blog verrate ich Euch Insider-Tipps rund um die schönsten Ecken von Hamburg. Folgt mir gern auf Instagram oder kommt mit auf eine meiner Photo Walks durch die Stadt. Mein Motto: Raus aus der Bude – in Hamburg gibt’s einfach immer etwas Neues zu entdecken! Mehr zu meinen Instagram-Kursen für Fotograf*innen erfahrt Ihr hier. Wer ich bin und was ich sonst so mache, verrate ich hier sowie auf dieser Website.